Zeugen gesucht

Das Evangelium kennen heißt bekennen

Herausfordernd ist allein schon das Leben in einer weltanschaulich pluralen Konsumgesellschaft, in der sich unüberschaubar viele konkurrierende Heilsangebote und Wertesysteme überbieten und jeder Lebensentwurf „gleichwertig“ und „wahr“ scheint. In einer solchen Umgebung klingt das lebendige Zeugnis und überzeugte Bekenntnis zu Christus als „dem Weg“ zum Vater anmaßend und ignorant. Um nicht als ewig Gestrige an den Pranger gestellt zu werden, ziehen wir Christen uns häufig auf unser persönliches Zeugnis zurück. Um sich nicht angreifbar zu machen und niemandem auf die Füße zu treten, domestizieren wir die kantig-provokative, aber gerade als solche erfüllende Wahrheit des Evangeliums. Wir stellen sein Licht unter den Scheffel.

Editorial

Die Zeit erwartet unseren Widerspruch.
In wesentlichen Fragen ist sie ratlos,
und wenn wir mit ihr gehen, so werden wir es auch.

– Reinhold Schneider

Liebe Freunde

„Bitte, was?!“, fragt der FSJler, als er hört, er soll sich Zeit nehmen, seine Beerdigungsrede zu schreiben. In unseren Mentorengesprächen geht es um seine Zukunft! „Versuche, dein Leben vom Ende her zu denken und daran deine Entscheidungen auszurichten“, erwidere ich. „Welches Zeugnis soll von dir bleiben, wenn du einst nicht mehr bist?“ Diese Übung soll ihn anregen, im Heute Entscheidungen mit Ewigkeitswert zu treffen. Das ist angesichts der vielen Angebote und Möglichkeiten eine echte Herausforderung.

Zeugen gesucht

Herausfordernd ist allein schon das Leben in einer weltanschaulich pluralen Konsumgesellschaft, in der sich unüberschaubar viele konkurrierende Heilsangebote und Wertesysteme überbieten und jeder Lebensentwurf „gleichwertig“ und „wahr“ scheint. In einer solchen Umgebung klingt das lebendige Zeugnis und überzeugte Bekenntnis zu Christus als „dem Weg“ zum Vater anmaßend und ignorant. Um nicht als ewig Gestrige an den Pranger gestellt zu werden, ziehen wir Christen uns häufig auf unser persönliches Zeugnis zurück. Um sich nicht angreifbar zu machen und niemandem auf die Füße zu treten, domestizieren wir die kantig-provokative, aber gerade als solche erfüllende Wahrheit des Evangeliums. Wir stellen sein Licht unter den Scheffel. Jesus sprach seinen Jüngern vor Himmelfahrt zu: Ihr werdet meine Zeugen sein (Apg 1, 8)! Tatsächlich ist aus der kleinen Schar seiner Nachfolger eine weltumspannende Kirche geworden. Wie stehen wir zu diesem Imperativ Jesu heute? Wie bringen wir die befreiende Liebe Gottes überzeugend und gewinnend zu den (jungen) Menschen? Im öffentlichen Raum wird das Christentum inzwischen auffallend negativ belegt. Dringender denn je braucht es im christlichen Abendland Zeugen, die mutig mit ihrem Leben Farbe bekennen.

Maßlos freimütig

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom: Ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben. (Röm 1,16). Er wusste um die verächtlichen und feindlichen Reaktionen, die solch ein Bekenntnis mit sich bringen kann. Er ermutigt uns, nicht verkrampft und verbissen, sondern fröhlich und freimütig das Geheimnis Christi weiterzugeben, eine „Avantgarde der Beherzten“ zu sein (s. S. 98). Dabei versteht sich ein freimütiger Christ nicht als Inhaber der Wahrheit, sondern als einer, der mit Christus, „der Wahrheit“, unterwegs ist.

Die letzten Zeugen in der Ninive-Ebene

Seit der Befreiung von Mossul, zeitweilig Hochburg des Islamischen Staates, ist es in den Medien still um den Irak geworden. Geblieben aber sind Unruhe und Unsicherheit. Deswegen ist es notwendig, vor Ort zu sein, Anteil zu nehmen an der Situation der verfolgten Christen und Minderheiten und ihr Anliegen hier zu vertreten. Rahel Rasmussen von der OJC und David Müller, Fürsprecher für verfolgte Minderheiten der ojcos-stiftung, haben im Oktober erneut die kurdischen Gebiete im Irak bereist. David Müller beschreibt im Interview, was wir beitragen können, das jahrtausendealte christliche Zeugnis und die dort verbliebenen Zeugen zu unterstützen (S. 109).

Das gemeinsame Zeugnis stärken

Nach 50 Jahren OJC und unserem ausgiebigen Feiern mit Ihnen geht es nun um das Durchstarten. Als erstes mit unseren Freunden. Mit dem erweiterten und neu gestalteten Angebot „OJC unterwegs“ wollen wir uns erneut auf den Weg zu Ihnen in die Gemeinden, Hauskreise usw. machen. Laden Sie uns ein – wir kommen und teilen gerne mit Ihnen die Früchte aus dem gemeinsamen Leben, nehmen Anteil an Ihren Fragen und Themen, um das gemeinsame Zeugnis gelingender Gemeinschaft zu stärken (S. 136).

Den Auftrag in die Zukunft tragen

„Lebenslänglich“ heißt es, wenn Gefährten nach einer drei- bis sechsjährigen Zeit der Prüfung bei uns eintreten. Der Auftrag unseres Bundes hat nur Bestand, wenn Menschen sich mit ihrer ganzen Existenz zur Verfügung stellen und verbindlich festlegen. Diesen Schritt haben Ende September Claudia Groll als Ledige und das Ehepaar Gerlind und Bernhard Schad gewagt und mit uns gefeiert (S. 141). Wir sind dankbar für unsere „lebenslänglichen Geschwister“ und vertrauen sie Ihrer Fürbitte an.

90, 50, 20

Vor 90 Jahren erblickte der Gründer der OJC, Horst-Klaus Hofmann, das Licht der Welt. Vor 50 Jahren gründete er mit seiner Frau Irmela die OJC und leitete sie 34 Jahre lang. Vor circa 20 Jahren sendete er erprobte OJC-Gefährten nach Greifswald (S. 132), um dort eine Auspflanzung zu gründen. Wir feiern mit ihm das Leben und danken ihm für die Hingabe und Inspiration, durch die er uns und viele andere geprägt hat (S. 114).

Mit-Träger

Voller Dankbarkeit blicken wir auch auf den Jahresabschluss 2017 (S. 138) und möchten Ihnen, die unseren Auftrag existenziell mitgetragen haben, Rechenschaft geben. Das Spendenprüfzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz bescheinigt, dass wir mit den Spendenmitteln transparent und verantwortlich umgehen. Ihre Investition lohnt sich!

Unser Zeugnis überwindet

Das Jahr 2018 haben wir mit der Verheißung aus Offenbarung 21,6 begonnen: Gott lässt dem Durstigen von der Quelle des Lebens Wasser umsonst zufließen. Vom Ende her zu denken heißt, die Geschichte Gottes mit den Menschen vom großen Finale aus zu verstehen. Die wuchtigen Bilder und Worte des letzten Buches sind nicht leicht zugänglich und überfordern mit ihren Details. Doch in ihm steckt die Gewissheit, dass der Verkläger der Menschheit am Ende der Lüge überführt wird. Nicht durch Argumente und komplizierte Beweisführungen, sondern durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres – der Bekenner – Zeugnisses (Off 12, 11).

Darum ist das Wort Fleisch geworden, damit die Liebe des Vaters zu den Menschen kommt. Als Auferstandener steht er vor seinem Thron, um uns durch seinen Sieg als Überwinder zu bezeugen. In der hoffnungsvollen Erwartung, dass Christus uns an jedem Tag neu begegnet, unser Zeugnis beglaubigt und uns in unserer Sendung als Zeugen neu bestätigt, grüße ich Sie herzlich mit der ganzen OJC-Gemeinschaft zum kommenden Advent.

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