Beitragsbild zum Text: Das Visionäre habe ich von dort mitgenommen von Simon Ohneberg

Das Visionäre habe ich von dort mitgenommen

Von meinem FSJ bei der OJC (2004/05) habe ich in vielfältiger Weise profitiert und konnte die Geburtsstunden des Erfahrungsfelds erleben. Mit Hermann Klenk haben wir als Jahresmannschaft die Obere Burg aus ihrem „Dornröschenschlaf“ befreit, sprich, den Burghof und die Mauern von Efeu und Büschen gesäubert. Kaum kam das Gemäuer dieser mächtigen Anlage zum Vorschein, spannten sich die ersten visionären Gedanken zu einem Erfahrungsfeld auf dem Reichenberg.

Das Visionäre habe ich von dort mitgenommen. Habe die Wirtschaftsinformatik an den Nagel gehängt, Soziale Arbeit studiert und mich auf Erlebnispädagogik spezialisiert. Heute ist die mehrtägige Arbeit mit Schulklassen im rustikalen Ambiente mein Kerngeschäft. Wir leben zusammen, backen Lagerfeuerpizza, setzen Augenbinden auf, bauen ein Floß, springen in den See, lernen mit einer Pompfe oder auch einem Moosmutzel umzugehen, ziehen einen Klettergurt an oder trauen uns vielleicht, Feuer zu spucken. Darüber hinaus veranstalte ich Firmenevents, gestalte hin und wieder Geburtstagsfeiern oder begleite eine Pfadfindergruppe. Da es wenig christlich geprägte erlebnispädagogische Anbieter gibt, startete ich vor etwa zehn Jahren mein eigenes Unternehmen, um auf einer bekennend christlichen Wertebasis erlebnispädagogisch arbeiten zu können.

Dabei möchte ich Menschen herausfordern, Dinge zu tun, die sie sonst nie täten. Nicht mit Extremerfahrungen und höher-weiter-schneller wie Fallschirmsprung und Basejump. Es geht ums Hier und Jetzt, ganz bewusst hier sein, wahrnehmen, erfahren und erleben: Wir machen ein Feuer an – ohne klassische Hilfsmittel. Wir laufen mit selbstgebauter Fackel im Dunkeln – oder in völliger Finsternis – querfeldein durch den Wald.
Primärerfahrungen sind so wichtig in dieser Zeit, in der alles immer digitaler und virtueller wird. Das Leben kann so viel mehr. Ich finde es toll, dass Menschen so unterschiedlich sind. Jede Gruppe hat das Potenzial, mich mit Neuem zu überraschen: Fünf Tage lang konstant dreißig schnipsende Finger, wenn es darum geht, das Küchenteam zusammenzustellen. Oder wenn eine Gruppe im Programm absolut die Katastrophe ist, dann aber in der Freizeit eine Passion fürs Holzholen entwickelt, dass einem die Luft wegbleibt, dann begeistert mich das!

Was ich auch vom Reichenberg mitgenommen habe, ist die Liebe zum Detail, das Herzblut und die Zeit, die ihr investiert. Ihr macht euch viele Gedanken über euer Tun. Ihr seid nicht nur Christen, die Erlebnispädagogik machen. Ihr seid dran und entwickelt Ideen, wie Glauben erfahrbar gemacht werden kann. Das ist besonders.

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