
Schalom – versöhnt in die gemeinsame Zukunft
Eine durchgängige Bitte im OJC-Mittagsgebet ist, dass der Heilige Geist Frieden in und zwischen uns stifte. Der Einsatz für den Frieden in der Welt gehört zum Urauftrag der Christen und auch zu unserer Gemeinschaft – nicht nur in unserem Engagement mit Projektpartnern weltweit, sondern auch und zuerst untereinander. Der Glaube ist persönlich, bleibt aber nicht privat, genauso ist es mit dem Wunsch nach Frieden. Deswegen gehören wir seit den Anfängen zur ökumenischen Initiative Miteinander für Europa, in der sich mittlerweile über 300 christliche Gemeinschaften und Bewegungen für das Zusammenwachsen der Völker unseres Kontinents aus dem Geist des Evangeliums verbündet haben.
Das geistliche Wurzelwerk der OJC reicht in die Bewegung der MRA1, heute Initiatives of Change, deren Arbeit unsere Gründer Horst-Klaus und Irmela Hofmann in den 50er Jahren kennen und schätzen lernten. Insbesondere die von ihr mitermöglichte, friedensstiftende Begegnung nach dem Krieg zwischen Kanzler Konrad Adenauer und dem französischen Außenminister Robert Schuman als zwei Christen, die sich der Feindesliebe nicht entziehen konnten und wollten, gilt als ein Meilenstein für ein neues Miteinander im Herzen Europas. Auch für Horst-Klaus Hofmann wurde sie wegweisend im Einsatz für den Frieden zwischen verfeindeten Völkern – in Afrika, Asien, aber auch in Europa. Wenn Frieden ein Herzensanliegen Gottes ist und wenn sein Schalom allen gilt, dann ist es uns als Nachfolger Jesu geboten, ihn in der Welt zu bezeugen.
Frieden durch versöhnte Beziehungen
Versöhnung bewährt sich für Christen im täglichen Umgang miteinander. Nur wer mit Gott und seinem Nächsten versöhnt ist, kann in seiner Persönlichkeit reifen. In der Gemeinschaft, in der wir einander nicht ausgesucht haben, uns aber durch Gottes Ruf zusammengestellt wissen, ist gegenseitige Annahme eine stetige Herausforderung, der wir uns ganz bewusst stellen. „Die Kinder und die Gemeinschaft evozieren das Beste und das Schlechteste in mir“, habe ich vor Jahren festgestellt, sie holen das Beste und Schlechteste aus mir heraus. Man lernt, Befremdliches stehenzulassen und Verletzendes anzusprechen. Nicht die Abhärtung ist das Ziel, sondern im Gegenteil das feine, schnelle Wahrnehmen von Entzweiung und das Hinnehmen des Unterschiedes, der irritiert, ohne ihn zu bewerten oder gar abzuwerten. Jedes Glied am Leib der Gemeinschaft hat seine Würde und seinen Platz.
Frieden durch vertieftes Kennenlernen
Der Leib Christi baut sich nicht nur aus Einzelnen, sondern auch durch die geschwisterliche Verbundenheit der Gemeinschaften, deren Charismen sich ergänzen. Die Berufung jeder Gemeinschaft ist einzigartig und besonders, Persönliches und Kollektives gehören zusammen: Wie mein Weg in die OJC, so war der Weg der Geschwister zu den Fokolaren, zu den Ev. Marienschwestern oder zur Jesusbruderschaft von Gott geführt und gefügt. Da hat das Miteinander ein tieferes Kennenlernen und Verstehen ermöglicht. Dazu gehören auch Respekt und die Anerkennung von theologischen Grenzen, wie etwa das Kirchenverständnis oder die Frage nach der Teilnahme an der Eucharistie. Bei den jährlichen Trägerkreistreffen in wechselnden Gastgeberländern erfahren wir etwas vom Charisma der gastgebenden Gemeinschaften und bekommen ihr Land besonders in den Blick: St. Egidio mit seinem Friedens- und Versöhnungsauftrag ist uns als OJC ebenso nah wie die stabilitas loci der Fokolare, die in kleinen Gemeinschaften vor Ort Gastfreundschaft leben und der Kirche dienen. Bei den Schönstatt-Geschwistern habe ich gelernt, dem Aktionismus eine marianische Haltung entgegenzusetzen: „Mir geschehe, wie du gesagt hast.“ Miteinander für Europa hat mich gelehrt, die Gaben der anderen zu schätzen. So können wir miteinander Licht und Salz sein.
Sieben Mal JA für das Leben in Fülle
Eine Frucht der Weggemeinschaft seit 1999 sind die 7 JAs, mit denen wir unsere Verbundenheit mit allem Lebenden in Christus bezeugen und uns gemeinsam einsetzen für
- das Leben in allen Phasen seiner Entwicklung: von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende. Wir wollen Menschen in Krisen beistehen;
- Ehe und Familie, damit Familie der Ort ist, an dem Kinder soziales Verhalten und Wertmaßstäbe für eine gerechte Gesellschaft lernen können;
- den Schutz von Umwelt und Natur. Wir wollen sie als Gabe von Gott für die kommenden Generationen erhalten;
- ein Leben mit den Armen. Wir unterstützen Initiativen, die Armen, Benachteiligten und Menschen, die am Rande stehen, ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft geben;
- eine Wirtschaft, die sich am Menschen und am Gemeinwohl orientiert. Wir ermutigen zu transparentem Handeln und fairen Beziehungen im eigenen Betrieb sowie zu Kunden, Lieferanten und Mitbewerbern.
Frieden und Ausgleich in der Gesellschaft
Wir üben uns im Lösen von Konflikten im Kleinen und im Großen und möchten mithelfen, dass in der Gesellschaft Strategien zur Lösung von Konflikten gelernt werden können. Wir wollen aktiv und präventiv der wachsenden Gewaltbereitschaft entgegenwirken. So wachsen wir gemeinsam in der je eigenen Berufung in gegenseitiger Unterstützung und in gemeinsamer Liebe. Das führt uns über Europa hinaus in die Verantwortung für Gottes ganze Welt.
Die MRA = Moral Re-Armament, z. dt. „moralische Aufrüstung“ ist 1938 als geistliche Friedensinitiative gegen die Wiederaufrüstung nach dem Ersten Weltkrieg gegründet worden. Sie legte großen Wert auf das persönliche Gebet und das gesellschaftliche Engagement seiner Mitglieder. ↑