Du machst mir vielleicht Spaß!

Einander Gehilfen zur Freude

Ich brauche euch – und wie!

Meinem Gabenspektrum nach bin ich eindeutig ein „rechtsseitiger Typ“. Wenn man von dem etwas vereinfachten und teilweise überholten Modell ausgeht, dass jede Hirnhemisphäre für bestimmte Eigenschaften steht. Jedenfalls ist mir ein buntes kreativ-intuitiv-spontan-beziehungsorientiert-musisches Päckchen in die Wiege gelegt worden. Das andere Paket, das gut verschnürte logisch-strukturiert-pünktlich-ordentlich-vorausschauende, hat der Briefträger wohl wieder mitgenommen. Das ist nicht weiter tragisch, denn einen, der es bekommen hat, habe ich ein paar Jahre später geheiratet. Ich bin eigentlich selten neidisch auf die mit dem anderen Paket. (Neid entdecke ich eher, wenn jemand so eins hat wie ich, nur scheinbar größer.) Nein, über die mit dem anderen Paket staune ich manchmal. Oder schüttele leicht bedauernd den Kopf. Die scheinen es echt schwerer zu haben. Muss doch schlimm sein, wenn man immer so viel im Voraus bedenken muss. Was für ein Druck, immer alles genau zu planen! Und überhaupt, müssen die alles so kompliziert machen? Ungern gebe ich zu, dass sich leicht auch eine dezente Überheblichkeit dazugesellt: Die brauchen es halt anders. Mehr Sicherheit, mehr Struktur… So ist das. Bis zu dem Moment, in dem – aus heiterem Himmel – plötzlich gar nichts mehr geht. Irgendwie hatte ich gedacht, ich kriege die zwei Termine gleichzeitig hin. Den dritten habe ich übersehen. Schlecht abgestimmt. Falsch abgesprochen. Zu lang schleifen lassen. Zettel verloren. Ärger verursacht. Dann zischt mal wieder die Luft aus meinem selbstgenügsamen Luftballon und ich ahne: Ich brauche sie doch, die anderen – und wie! Und dankbar beschämt nehme ich ihr freundliches Verzeihen, ihre tatkräftige Hilfe und all die kostbaren Gaben an, die sie aus ihrem Päckchen mit mir teilen.

Hanna Epting ist verheiratet mit Gerd, Mutter von drei Kindern und begleitet FSJler.

Das Entscheidende tut der Geist

Seit einigen Jahren bin ich Nutznießer von Konstantins Leidenschaft: Er braut gutes Bier – ich verkoste gerne. Manchmal wundere ich mich darüber, dass ich nicht schon längst selbst zum Hobbybrauer geworden bin, denn hier kommen Dinge zusammen, die mir eigentlich liegen: mein Faible für Handgemachtes und die Leidenschaft zum Genießen. Was mich bisher davon abgeschreckt hat: das geduldige Warten während der mehrwöchigen Reifezeit. Wenn ich etwas mache, dann möchte ich möglichst schnell das Ergebnis sehen bzw. schmecken. Ich mag es, etwas zu reparieren, das dann wieder funktioniert, oder etwas zu backen oder zu kochen, was ich dann gleich verkosten kann. Das geduldige Abwarten von der Herstellung bis zum Ergebnis ist für mich eine große Herausforderung. Das schätze ich an meinem Bruder Konstantin: Er hat gelernt, diese Spannung aushalten und dem Bier die Ruhe zu geben, die es braucht. Bei der Herstellung kann er alles dafür tun, dass das Ergebnis möglichst gelingt, aber das Entscheidende geschieht im geduldigen Warten und ohne sein Zutun. Ich weiß, dass diese Haltung seinen Alltag prägt: So, wie er beim Bier auf die Wirkung der Hefezellen vertrauen muss, kann er in den Herausforderungen seines Leiter-Alltags darauf vertrauen, dass der Geist Gottes das Entscheidende tut. Mir scheint es so als würde dieses Wissen ihm helfen, trotz ungelöster Spannungen, ungestillter Sehnsüchte oder unerfüllter Wünsche, in fröhlicher Gelassenheit und Geduld zu leben.

Daniel Schneider leitet das Haus der Hoffnung der OJC in Greifswald, Konstantin Mascher ist Prior der OJC-Kommunität und lebt in Reichelsheim.

Du stoisch – ich panisch

Ich habe Schreibblockaden. Je genauer ich weiß, was ich sagen möchte, desto bedrohlicher der horror vacui: Totallähmung angesichts der leeren Seite – bis spät in die Nacht. Am Tage beantworte ich unzählige E-Mails, verschlinge reihenweise Artikel zu einem verwandten oder entfernten Thema, redigiere wild in anderer Leute Texten herum, suche Bilder im Archiv und im Netz, putze mein Bad, renne mit nassen Haaren zur Sitzung über Was-war-das- nochmal?! und hadere mit dem drallen Leben in meiner Kommunität. Wenn Birte mich dann höflich aber unerbittlich erinnert: „Alle Beiträge außer deinem sind fertig, und wir müssen noch über den Spendenflyer und das Angebot aus dem Druckhaus sprechen”, gehe ich in die Defensive. Und wenn sie sich anschickt, mit mir ihre (na gut: unsere) To-do Liste durchzugehen, gehe ich in die Luft. Und das ist nicht fair. Denn Birte ist meine Rettung und der ruhende Pol der Redaktion. Sie hat den Durchblick und für jede aussichtslose Lage eine Lösung. Mit stoischer Ruhe konzipiert sie Seitenpläne, die ich panisch umwerfe, neu und kommuniziert mit dem Team, diesem Sack voll Flöhen, die sich ständig wandelnde Lage. Es macht ihr sonderbarerweise nichts aus, angeblich sogar Spaß, wildfremde Menschen in Australien oder in der Lüneburger Heide um Abdruckgenehmigung für ein Foto zu bitten, und sie weiß, zu welcher Tageszeit man Kalifornien anruft, um Textrechte zu klären. Sie schießt bereitwillig die Fotos, während ich beim OJC-Singen, -Beten, Debattieren oder -Dinieren die Redakteurspflichten nur allzu gern ausblende. Birte weiß grammgenau, bei welcher Papierqualität die Versandkosten explodieren und wie man Autoren diplomatisch mitteilt, dass wir ihre Beiträge kürzen. Ich schätze ihren Teamgeist und bewundere die Leichtigkeit, mit der sie die Produktion von A bis Z beieinander hält. Und ich bin ihr dankbar für die Nachsicht, mit der sie meine hyperaktiven Lähmungserscheinungen aushält. Ihr sei dieser Beitrag, der mal wieder als letzter fertig geworden ist, gewidmet!

Írisz Sipos gehört zum Redaktionsteam der OJC, Birte Undeutsch auch.

Cookie-Einstellungen

Bitte wählen Sie aus, welchen Cookie-Kategorien Sie zustimmen möchten.