Ein Gruß von Gott
Wir sind auf dem Coburger Platz in der Plattenbausiedlung von Gotha West. Dort treffen wir das Team der senfkorn.STADTteilMISSION. Sie laden in der Weihnachtszeit – vor einem Supermarkt – jeden Tag zu „10 Minuten im Advent“ ein. Es ist kalt. Und doch wartet dort schon eine bunte Mischung von Menschen: Kinder aus den nahen Wohnblocks, eifrige Omas, die helfen wollen, ein Muslim, einige Ältere, Mütter und neugierige Passanten. Die meisten haben noch nie eine Kirche von innen gesehen. Aber Gott hat sie nicht vergessen. Und auch wir dürfen mit dabei sein.
1.
Wir feiern Advent. Heute. Hier. Aber eigentlich fing es vor sehr, sehr langer Zeit an. Damals waren die Menschen im Nahen Osten verzweifelt. Sie saßen im Dunkel. Fremde Soldaten waren in ihrem Land. Es gab sehr Reiche – und viele Arme. Es gab Hass und Neid und Bosheit unter den Menschen. Alle fragten sich: Wo ist Gott?
Und dann geschah etwas Überraschendes: Gott schickte einen Propheten mit einer Botschaft zu den Leuten. Die Botschaft war: Gott wird dafür sorgen, dass eure Dunkelheit hell wird. Dazu wird ein Friedenskönig kommen. Dieses Versprechen gab Gott vor langer Zeit. Es soll damals und heute hell strahlen über denen, die ohne Hoffnung sind. Wir erzählen im Advent, wie Gott sein Versprechen gehalten hat. (Jes 9,1. 5-6)
2.
Im Advent schickt Gott an jeden von uns Menschen einen Gruß. Der Gruß heißt: Ich bin mit dir! Diesen Gruß hatte Gott durch einen Engel vor 2000 Jahren auch an ein junges Mädchen in Nazareth geschickt. Es war ein sehr freundlicher Gruß. Aber das junge Mädchen hatte sich damals sehr erschrocken. Es sah und hörte den Engel. Und der sagte: „Sei gegrüßt, Maria. Gott ist mit dir. Er hat dich unter allen Frauen ausgewählt.“
Das Mädchen bekam Angst. Es hatte keine Ahnung, was das bedeuten könnte. Es fragte sich: „Ausgewählt? Mich? Was ist an mir schon dran?“ An Maria, dem jungen Mädchen, war gar nichts Besonderes dran. Es lag an Gottes Liebe, dass er ihr eine Aufgabe geben wollte. Gott fand, dass die genau zu diesem Mädchen passen würde. Er hatte es ausgewählt. So fing er an, sein Versprechen einzulösen. Advent ist die Zeit, in der Gott jedem von uns sagt, dass er uns kennt und uns eine Aufgabe geben möchte, die genau zu uns passt. (Lk 1, 28-33)
3.
Im Advent hören wir, dass Gott Dinge tut, die uns unmöglich scheinen. Maria denkt zuerst auch, dass das mit dem Kind und der Schwangerschaft unmöglich ist. Sie versteht nicht, wie Gottes Kraft an ihr wirken würde. Erst denkt sie: Nein, das ist unmöglich. Dann spricht der Engel mit ihr. Sie hört genau zu. Sie fasst Vertrauen. Deshalb sagt sie zum Engel: „Ja! Ich gebe alles für Gott. Ich gehöre ihm. Es soll genau so geschehen, wie du es gesagt hast.“ Maria sagt: Ja! Im Advent sind wir alle eingeladen, ja zu Gott zu sagen. Ja, Gott darf in unserem Leben etwas verändern. Wir können ihm vertrauen. (Lk 1, 38)
Als Maria eine Verwandte besucht, ruft diese: „Gott hat dich gesegnet, gesegnet ist auch das Kind, das in dir heranwächst. Glücklich bist du, weil du Gott vertraut hast.“ Diese Worte tun Maria sehr gut. Sie wird sehr froh und lobt Gott: „Jetzt weiß ich, dass Gott mich und mein ganzes Volk nicht vergessen hat!“ Im Advent singen wir wie Maria Lieder darüber, dass Gott uns nicht vergessen hat. (Lk 1,46-49)
4.
Wieder hatte ein Engel mit jemandem gesprochen. Diesmal mit Männern, die auf dem Feld außerhalb des Dorfes lebten und Schafe und Ziegen hüteten. Als der Engel auftauchte, wurde es plötzlich sehr hell. Und sie fürchteten sich. Was war das? Damit sie sich erstmal entspannen konnten, sagte der Engel: Fürchtet euch nicht. Ihr könnt ruhig die Hände wieder runternehmen. Atmet ruhig. Lächelt. Ich komme nicht, um euch von Gott eine Katastrophe anzusagen! Nein, ich soll euch eine unglaublich herrliche Nachricht bringen! Eine Nachricht der Freude. Eine, bei der ihr in die Luft springen werdet. Die Arme hochreißen. Ein Tänzchen machen. Vielleicht werdet ihr „Juhuuu!“ rufen.
„Gott will seine Freude mit euch teilen! Diese Freude ist aber auch für euer ganzes Volk, für alle Leute in eurem Land.“ Da wurde den Hirten leicht ums Herz.
Und der Engel redete weiter: „In Bethlehem ist ein Kind geboren. Ihr wisst ja, in dem Dorf wurde vor langer Zeit ein wichtiger König geboren, der David hieß. Der war ein großer Mann in eurem Volk. Aber das Kind, das jetzt im selben Dorf geboren wurde, ist noch viel wichtiger für euch und eure Leute! Denn Gott wird durch dieses Kind dafür sorgen, dass es mit dem Hass und der Gewalt unter euch nicht immer so weitergeht. Gott bringt dieses Kind als Retter zu euch. Er will euch vor eurer eigenen Bosheit retten. Er will euch helfen, dass ihr die Wahrheit sagt und nicht lügt. Er wird eure Herzen verwandeln durch dieses Kind und euch retten.“ Die Männer hörten, was der Engel sagte. Sie schauten einander an und sagten: „Gott schickt uns einen Retter! Darauf haben wir schon so lange gewartet.“ (Lk 2, 11)
Heilig Abend
Und plötzlich war der ganze Himmel nicht mehr zu halten. So eine unglaubliche Nachricht! Nicht nur dieser Engel fand das die coolste aller coolen Nachrichten, sondern alle anderen Engel, diese Wesen, die immer tun, was Gott will, waren auch ganz aus dem Häuschen. Der ganze Himmel über den Männern da draußen sang. Die Männer waren mittendrin in einem riesigen Lied. Vor ihnen, hinter ihnen, über ihnen. Schaut mal in den Himmel. Worüber waren die Engel so begeistert?
„Gott sei alle Ehre! Denn er bringt der Welt Frieden und wendet sich den Menschen in Liebe zu!“ Sie sangen es den staunenden Männern zu. Gott bringt der Welt Frieden! Frieden? Wie soll das gehen? sagte einer der Männer zu den anderen. „Anders als alles, was wir bisher erlebt haben,“ sagte ein anderer. „Ja, nicht mit Waffen. So kommt kein Frieden,“ sagte noch einer. „Gott liebt uns, stellt euch das mal vor.“ Er schaute die anderen nachdenklich an und fuhr fort: Mich hat er lieb. Ihr kennt mich. Ihr habt von mir schon was auf die Fresse gekriegt. Und Gott? Gibt mir keins auf die Fresse. Er macht anders Frieden. Das könnte doch das Geheimnis sein. Dass wir so handeln, wie Gott an uns tut.“
Und auch wir hören den Engeln und den Männern zu. Gott macht Frieden auf der Welt. Er liebt seine Menschen. (Lk 2, 13-15)