Warum so sicher? So wissend?
Sie steht im Raum.
Unausgesprochen noch, doch sie ist greifbar.
Die Unstimmigkeit
und dann meine Unsicherheit,
wie damit umgehen.
Das Fremde ist da. Die. Der.
Und dann?
Ich.
Wo stehe ich denn?
Wo sehe ich denn hin?
Auf mich? Das Fremde?
Was wundert mich?
Was stört mich?
Was macht mich neugierig?
Wo schweige ich?
Wer bist du?
Das letzte Jahr war anders. Anders als alles,
was vorher war. Es hat uns herausgerissen aus
einem immerwährenden Weiter so.
Wir wurden angehalten, mussten anhalten und
stehen nun da, staunen und fürchten uns
vor dem, was sich verändert,
wie wir uns verändern, unser Gegenüber.
Was bleibt? Was wird davon bleiben?
Und wie gehen wir damit um?
Als Gesellschaft, als Freunde, als Gruppen von
Menschen, die miteinander unterwegs sind.
Unterschiedliche Haltungen, unterschiedliche Positionen.
Gerechtfertigt und völlig normal.
Wer will es denn anders? Wer möchte einheitliche Meinungen, alle abgestimmt auf eine Linie?
Aber können wir das wirklich noch? Unterschiedlichkeiten
aushalten, nebeneinander stehen lassen und doch
miteinander sein?
Die unterschiedlichen Positionen machen Angst.
Verunsichern mich.
Sicherheiten werden infrage gestellt.
Ist Freund:in nur, wer meine Meinung hat?
Gemeinsamkeit sichert ab und macht mich sicher.
Fremde Meinungen sind nicht meine Meinungen.
Ich will sie nicht einatmen,
möchte mich nicht verteidigen.
Das heißt? Lieber nicht so sehr infrage stellen lassen,
lieber jede:n bei sich lassen.
So wird Fremdes fremder, werden Fremde fremder.
Aber waren sie gerade nicht noch nah?
Das vergesse ich lieber schnell und gehe weiter,
verteidige meine Haltung, meine Position
und isoliere mich.
Ich muss mich schützen.
Warum so emotional? Warum so verletzend?
Aber vor allem: Warum so sicher?
Die eine wie die andere Seite: Warum so sicher? So wissend?
Was gehört dazu, dass wir uns ansehen, dass wir sprechen.
Dass wir wieder sprechen.
Miteinander.
Als Gegenüber.
Nicht als Fremde.