Der Ewigkeit entgegen leben

Der Ewigkeit entgegen leben

Aus der Retraite der Gründergeneration

Elke Pechmann

Inzwischen gibt es 14 Ruheständler in der OJC-Kommunität. Das bedeutet nicht, dass wir uns tatsächlich im Ruhemodus befinden. Nach wie vor nehmen wir am Leben und Arbeiten der Kommunität teil, aber so wie es für jeden möglich ist.

Einige Tage Retraite ermöglichten es uns, in besonderer Weise innezuhalten und unsere letzte Wegstrecke anzuschauen. Wir gehen der Ewigkeit entgegen. Ein Kommunitätsmitglied, Ite Zimmerer, hat dieses Ziel bereits erreicht und es ist gut, betend und im Gespräch darüber zu sein. Im Bedenken, auch in persönlichen Berichten, wurde unsichtbar und sichtbar unser Miteinander gestärkt. Die Geschwisterlichkeit, die wir leben möchten, wurde intensiviert, auch durch das Einblickgewähren in Sicht und Haltung auf Sterben und Tod. Was wünschen wir uns von Jesus, wie wir der Ewigkeit begegnen?

Der Wunsch danach, Abschied nehmen zu können, auf der letzten Wegstrecke begleitet zu werden, das Haus in Ordnung gebracht zu haben, Dinge und Schönes schon jetzt weiter zu geben, waren einige Aspekte unseres Gesprächs. Wie gehen wir um mit Krankheit, Bedürftigkeit, Gebrechlichkeit und Schwäche? Üben wir uns jetzt schon darin, loszulassen und Hilfe in Anspruch zu nehmen? Selbstbilder von Stärke und Können gilt es immer wieder aufrichtig anzuschauen.

Einer der Höhepunkte war der Vortrag von Pfarrer Dr. Stefan Kunz: „Der Ewigkeit entgegen leben – was kommt nach dem Sterben?“ In zehn Punkten legte er die immerwährende Lebendigkeit Gottes dar, seine Einladung an uns – schon im Hier und Jetzt beginnend – mit IHM zu leben.

Wir werden

  1. Gottes Heiligkeit schauen als alles
    durchstrahlendes Licht.
  2. Gottes Liebe erfahren als alles
    überwindende Macht.
  3. Gottes Gerechtigkeit erleben als alles
    aufdeckendes Gericht.
  4. Gottes Barmherzigkeit spüren als alles
    umfangenden Trost.
  5. Gottes Allmacht erahnen als alles
    erneuernde Zukunft.
  6. Gottes Freundlichkeit schmecken als alle
    beglückende Freude.
  7. Gottes Geduld erkennen als alle zum Ziel
    führende Weisheit.
  8. Gottes Treue verstehen als alles
    durchwirkenden Segen.
  9. Gottes Frieden sabbatlich feiern als alles
    heilende Kraft.
  10. In Gottes Lobpreis einstimmen als alles
    auferweckendes Lied.

Im Gespräch entfalteten sich weitere Bilder von Auferstehung und Wiederherstellung unseres ursprünglichen Wesens, so wie Gott uns von Anfang an sah. Es war ermutigend, tröstlich und hoffnungsvoll, so unsere letzte Wegstrecke anschauen zu können. Wir sind bereit – das Beste kommt noch!

Vertrauen Lernen

Ralph Pechmann
Drei Wirklichkeiten im Brennglas meines Lebens. Es befriedet, mit dem Älterwerden versöhnt zu sein. Ungelebtes muss ich nicht mehr nachholen, was ungemein entlastet. Der Sinn für Wesentliches verstärkt sich. Noch reichen Freude und Kraft für den Tag, was die Kinder, die Enkel, die Menschen der Nähe meint, sowie die geistige Arbeit, die Bücher des Bundes und die Freude am Wandern. Mein Kranksein ist seit vielen Jahren ein Verstärker der körperlichen Schwächen und zunehmenden Grenzen, weckt aber auch die Freude am Leben der anderen. Müdigkeit und helle Wachheit wechseln sich ab. Schmerzen und Übelkeit machen mich empfindsamer für Gottes Gegenwart in den schweren Zeiten. Zugleich lassen die Sorgen nach und das Vertrauen nimmt zu. Die innere Sammlung hat sich verstärkt, Beten und Atmen finden sich (noch). Der Tod begleitet als Schatten mein tägliches Erleben. Mein Grundton ist die Sehnsucht, Ihn zu sehen; und mit seinen Augen die Kehrseite der zeitweiligen Frage nach dem Sinn des Ganzen.

Führungswechsel

Hermann Klenk
Viele unserer Urlaubstage haben wir in den Alpen verbracht. Meistens bin ich voraus gestiegen, habe Wege gefunden und meine Frau, die Kinder und Enkel sind mir gefolgt. Seit ein paar Jahren hat sich das geändert. Jetzt folge ich dem sicheren Schritt meiner Frau, meiner Kinder, meiner Enkel, die manchmal vorauseilen und Wege finden. Und ich?

Ich freue mich, dass wir immer noch miteinander unterwegs sein können. Unsere Wanderhöhe hat sich
1000 m talwärts verlegt. Wir entdecken auch da spannende Touren und teilen herrliche Erlebnisse. Innehalten und Zurückblicken auf das Schöne, oft auch Riskante früherer Bergtouren, beflügeln mich und lassen mich das neue Niveau zufrieden und dankbar genießen.

Auf das Wesentliche

Renate Böhm
Vor einiger Zeit entdeckte ich zwei Worte über dem Schreibtisch einer 40jährigen, die mich überraschten: Perspektive Ewigkeit. Wenn ein Mensch in diesem Alter sich diese Perspektive vor Augen stellt, wie viel mehr sollte ich, 66 Jahre alt, sie in den Blick nehmen! Was bedeutet das für mich? Wenn ich etwa erlebe, dass ich unsere Enkelkinder nicht mehr tragen kann, wenn Schwächen auftreten, so dass ich mehr Ruhepausen am Tag brauche, wenn die Falten im Gesicht unübersehbar werden, wenn ich immer öfter Gegenstände suchen muss, weil ich sie verlegt habe, und auch Namen meinem Gedächtnis entfallen? Das Nachlassen der Sehkraft, der Hörfähigkeit, des Gedächtnisses – könnte es sein, dass all das mir helfen will, meinen Blick, mein Ohr, mein Denken auf das Wesentliche zu richten? Bis hin bei Entscheidungen, die ich treffe, zu fragen: „Angesichts der Ewigkeit, was würde ich jetzt tun?“

Ein Lied von Albert Frey hab ich für mich entdeckt auf dem Weg des Älterwerdens:
„Jeden Tag ein Stückchen älter und der äußre Mensch zerfällt. Lass den innern Menschen wachsen, stärke das, was ewig hält. Was wertvoll ist in deinen Augen, gilt in dieser Welt nicht viel. Doch ich geh auf dieser Reise mit dir, Jesus, bis ans Ziel. Jesus, nimm zu in meinem Leben. Jesus, mein Herz will ich dir geben.“
aus: „Jesus, nimm zu in meinem Leben“ 2002 FREYKLANG, adm. by Gerth Medien, Asslar

Cookie-Einstellungen

Bitte wählen Sie aus, welchen Cookie-Kategorien Sie zustimmen möchten.