Einmischen statt raushalten

Ermutigung für 30 Jahre Einsatz in Kroatien

Am 12. Juni 2021 fand in Reichelsheim die Trauerfeier für Horst-Klaus Hofmann statt. Bei der Nachfeier im schönen Innenhof des Jugendzentrums gab es ein „open mic“, ein offenes Mikrofon für alle, die etwas von dem teilen wollten, was sie mit Horst-Klaus Hofmann erfahren oder erlebt hatten. Aus den vielen Begegnungen mit ihm ist mir vieles bis heute persönlich wertvoll geblieben.

Ursprünglich stamme ich aus Mannheim und bin als ältestes von sieben Kindern aufgewachsen. Die OJC war mir von Jugendzeiten an bekannt, da meine Eltern ihre Zeitschriften und Veröffentlichungen bekommen hatten, seit sie in den fünfziger Jahren, noch vor ihrer Hochzeit, Irmela und Horst-Klaus Hofmann in Mannheim kennengelernt hatten. Aus diesen Begegnungen erwuchsen geistliche Impulse, Freizeiten, aber auch gemeinsames Arbeiten und Mithelfen in der Mannheimer Zeit der Hofmanns.

Als 1991 der Krieg in Jugoslawien begann, hatte Horst-Klaus bereits durch den Austausch und die Zusammenarbeit mit dem Theologischen Seminar in Osijek Kontakt zu Prof. Dr. Peter Kuzmic. Sie beschäftigte die Frage, wie man die Menschen in Osijek unterstützen könne. Die Stadt lag damals direkt an der Frontlinie.

Während mehrerer Hilfseinsätze 1993 war mir klargeworden, dass ich den Dienst in Kroatien und Bosnien-Herzegowina als missionarische und diakonische Herausforderung für mein Leben sah. In dieser Zeit wurde mir von vielen Menschen die Frage gestellt, ob es nicht zu risikoreich wäre, während des Krieges dort zu arbeiten. Neben Verwunderung, Bewunderung und Zustimmung gab es eine Reihe vorsichtiger, ja mehr als zurückhaltender Stimmen. Einer sagte sinngemäß zu mir: „Da unten können wir nichts machen, da müssen wir uns raushalten.“ Das war nicht gerade ermutigend. Als ich Horst Klaus davon erzählte, reagierte er prompt: „Wenn andere sich raushalten, dann müssen wir uns einmischen!“ Seine Ermutigung hat mit dazu beigetragen, dass ich die Berufung annahm. Inzwischen engagiere ich mich seit 30 Jahren vor Ort, gemeinsam mit meiner Frau Katharina und unseren drei Kindern. Solche Ermutigungen vergisst man nicht, auch angesichts der Tatsache, dass wir nun ab 1. September 2021 wieder voll spendenfinanziert in diesem Dienst stehen.

Im Lauf der Jahre tauschten wir uns immer wieder aus über die Herausforderungen des Dienstes und des Umgangs mit verschiedenen Charakteren und Menschen, und auch meiner eigenen Persönlichkeit. In einem solchen Gespräch, das zwischen Dankbarkeit über das Erreichte und Verzweiflung über mich, über andere und Situationen, die mich an meine Grenzen brachten, ausgespannt war, sagte Horst-Klaus: „Johannes, du bist wie ein unregelmäßiges Verb, man braucht sie oft, aber sie sind schwer zu beugen.“ Über diesen Satz habe ich oft nachgedacht. Mein Fazit: Es ist eine Gnade und zugleich eine Aufgabe, mit der eigenen Biografie versöhnt zu sein und zu leben. Ich schaue dankbar auf das lange und erfüllte Leben eines Freundes und Bruders zurück, auf dessen Karte zur Trauerfeier steht: „Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus“ (Philipper 4,13).

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