Drei lachende Personen beim Seilspringen

Seilspringen und Selberentdecken

In der FSJ-Themenwerkstatt

Unser FSJ in der OJC ist anders, einzigartig und von Covid-19 geprägt. So hatten wir statt regelmäßigem Montagabend-Sport in der Reichenberghalle als FSJ-Mannschaft jeden Montagnachmittag Denk-Sport im Seminarraum des Tannenhofes. So mancher trainierte in diesen gemeinsamen Stunden tatsächlich seine Ausdauer – ob durch Ausharren langwieriger Vorträge, die nicht unbedingt seinem Geschmack entsprachen, oder auch durch das für sich neu entdeckte Seilspringen!
Jeppe Rasmussen beeindruckte uns nämlich nicht nur als erstklassiger Leiter und Referent, sondern auch mit diversen Tricks bei seinem Lieblingssport. Vielleicht hat er uns nicht uneingeschränkt für jede schwerwiegende Thematik begeistern können, aber spätestens mit dem Anreiz, ein eigenes Seil zu besitzen, entfachte er unverhofft eine neue Begeisterung in uns. Neben dem Seilspringen in der Pause weckten aber auch die lehrenden Sequenzen unser Interesse! Unser durchschnittlicher, nicht empirisch nachweisbarer Begeisterungsgrad liegt bei 7,5.

Was ist eigentlich die Themenwerkstatt?

Zu den Themen gehörten u. a. Abendmahl, Judentum, Projektpartner der OJC, Anstimmen von Antiphonen, gesunde Emotionalität, freier Wille, Gender, Glaube und Wissenschaft, Liturgie, Ernährung, Bindung. Vor allem die Theologie des Leibes war hoch im Kurs der Top-Themen, weil es uns auch persönlich angesprochen hat. Uns mit Ernährung auseinanderzusetzen, war ebenfalls klasse, da wir im Anschluss an die Theorie ganz praktisch verschiedene Wildkräuter gesucht und verkocht haben.
Abwechslungsreiche Gestaltung durch unterschiedliche Referenten, häufige Fragen an uns, Diskussionen und verschiedene Herangehensweisen an Texte und Themen finden an den Montagnachmittagen ihren Platz. Insbesondere schätzen wir, dass die kompetenten Referenten sich schon viel mit ihrem Vortragsthema auseinandergesetzt haben – es entspricht allermeist ihrem Herzensthema – und aufgrund dessen eine fundierte Meinung besitzen. Sie lassen uns die Freiheit, uns selbst ein Bild zu machen, wollen uns Denkanstöße mitgeben, aber nicht manipulieren. Ihre klaren Positionen sind sehr hilfreich – insbesondere weil es leider immer komplizierter wird, in der Öffentlichkeit eine starke und als ggf. illiberal abgestempelte Meinung zu vertreten. Die gesellschaftliche Relevanz der Thematik steigert dabei das Interesse, sich selber einen Standpunkt zu erarbeiten, obwohl man von sich aus eventuell nicht die Motivation gefunden hätte, die unterschiedlichen Argumente abzuwägen.
Positiv fallen zusätzlich die lockere Atmosphäre und der nichtvorhandene Leistungsdruck auf. Beim einen oder anderen hat die Themenwerkstatt aber trotzdem Erinnerungen an die Schulzeit hervorgerufen, die eher negativ konnotiert waren. Dieses Freiwilligenjahr ist bei den allermeisten ein Brückenjahr und deshalb bewusst nicht lernorientiert. Neben dem sich doch eher wiederholenden Alltagstrott und der praktischen Arbeit ist die Themenwerkstatt mit ihrem intellektuellen Ansporn jedoch ein großartiger Ausgleich und lässt uns nicht völlig das Konzept des eventuellen Studiums im Anschluss vergessen.
Die Komplexität der Texte macht den Weg des Sich-selber-Hineindenkens manchmal beschwerlich. Allerdings mögen wir die tiefgründigen und wohl bedacht ausgesuchten Materialien, da diese beim gemeinsamen Lesen und Durchdenken Erklärung finden. Jeppe und Pia sind klasse, und wir sollten als FSJler definitiv mehr Möglichkeiten nutzen, nachzufragen oder in einen Diskurs zu treten. In der großen Runde agiert man dabei oft doch zurückhaltend und kommt nicht so leicht ins Gespräch. Daher hätten wir uns Diskussionsrunden in kleineren Konstellationen gewünscht, um Zeit und Raum zum gemeinsamen Reflektieren und Austauschen zu haben, auch über den Alltagsbezug der Themen und persönliche Beispiele. Denn es macht uns unglaublich Spaß, Gedanken nachzusinnen und Input zu bekommen – auch wenn unsere Gesichtszüge und nicht ganz so rege Beteiligung anderes vermuten lassen. ;)
Um zum Anfang zurückzukehren und den Bogen zu schließen: Covid-19 hatte nicht nur Nachteile und wir bedanken uns recht herzlich für das doch recht geglückte Experiment „Themenwerkstatt“.
Hier ein paar ganz persönliche Statements zur Themenwerkstatt:
Auseinandersetzung mit anspruchsvollen und im öffentlichen Diskurs hochstehenden Themen mittels differenzierter gereifter Meinungen (vom christlichen Standpunkt her).
Wo wir uns selbst mit Themen auseinandersetzen.
Ein Ort, der die Möglichkeit bietet, über unterschiedlichste, die Gesellschaft betreffende Themen nachzudenken.
Ein Ort zum Denken, an dem Lebensfragen ganz theoretisch vom Kopf her bewegt werden.
Lieblingsarbeitsplatz – begünstigt die Vorfreude aufs Studium.
Eine gute Abwechslung zum sonstigen Arbeitsalltag, wo wir uns durch Lesen, Besprechen und Diskutieren gemeinsam komplexen Themen annähern.
Der Montagnachmittag, an dem man mehr darüber erfährt, wie sich Gott die Welt gedacht hat, was wir Menschen aus ihr gemacht haben und was wir tun können, um Gott in dieser wieder sichtbar werden zu lassen.

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