Jesus-Freak mit blauem Blut
Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf wurde 1700 in einer österreichisch-deutschen Adelsfamilie geboren. Er sollte im 18. Jahrhundert großen Einfluss bekommen als Sozialreformer, Bischof, Liederdichter, weltreisender Vater der modernen Missionsbewegung, Gründer mehrerer Städte in Europa und Amerika, Ordensgründer, Wohltäter des berühmten Ortes Herrnhut und – vor allem – als ein Mann des Gebets. Der Wissenschaftler George Forell brachte es wohl am besten auf den Punkt: Er nannte Zinzendorf einen „adligen Jesus-Freak“.
Als Zinzendorf im Alter von sechzehn Jahren die Hallenser Akademie verließ, übergab er seinem Professor eine Liste von sieben Gebetsvereinen, die er während seiner Zeit an der Schule gegründet hatte – schon als Teenager ein ganz besonderer Fürbitter!
Als er zweiundzwanzig Jahre alt war, erlaubte Zinzendorf einer Gruppe von Flüchtlingen, die abgerissen und zerlumpt auf seinem Anwesen in Berthelsdorf bei Dresden ankamen, auf seinem Land ein Dorf zu bauen, das sie Herrnhut – „Schutz des Herrn“ – nannten.
Am 13. August 1727 versammelte Zinzendorf die Herrnhuter in der Kirche zu Berthelsdorf und forderte sie auf, sich für den Streit zu entschuldigen, der in ihrer jungen Gemeinde herrschte. Während sie dies taten, erlebten sie eine überwältigende Ausgießung des Heiligen Geistes. Zwei Wochen später schlossen sich vierundzwanzig Männer und vierundzwanzig Frauen zusammen, inspiriert von 3 Mose 6,6 – Das Feuer auf dem Altar darf nie verlöschen! –, um rund um die Uhr jeweils eine Stunde lang ununterbrochen zu beten. Und so begann die Gebetsversammlung, die über hundert Jahre lang ununterbrochen, Tag und Nacht, andauerte. Später erinnerte Zinzendorf an die daraus resultierende Verwandlung: „Der ganze Ort stellte wirklich eine sichtbare Behausung Gottes unter den Menschen dar.“
Nach fünf Jahren immerwährenden Gebets begann Zinzendorf, Missionare auszusenden. Herrnhut sollte die erste und größte Missionsbasis des achtzehnten Jahrhunderts werden. Unter enormen persönlichen Opfern brachten die böhmischen Brüder – motiviert vom Gebet – das Evangelium in viele Länder, in denen der Name Jesu noch nie zuvor verkündet worden war. Jeder Missionar, der von Herrnhut ausging, bekam eine Familie als Partner, die versprach, für ihn zu beten und ihn finanziell zu unterstützen. Auf diese sehr praktische Weise arbeiteten Fürbitter und Missionare mit außerordentlicher Wirkung Hand in Hand.
Das Leben des Grafen Zinzendorf, des „adligen Jesus-Freaks“, inspiriert stark zu einer alles verzehrenden Liebe zu Jesus und erinnert uns daran, dass Fürbitte nicht nur uns selbst verändert, sondern tatsächlich auch die Welt.
„Ich habe eine Leidenschaft: Ihn, nur ihn.“
Aus: Pete Greig, Kraftvoll beten, Asaph-Verlag, Lüdenscheid 2020, S. 146 ff