Smart ohne Phone?

Über Mediennutzung unserer Kinder und ihrer Eltern

Smartphones und PC-Spiele sind Teil unseres Alltags geworden. Das Wichtigste ist das gute Maß. Es muss Raum bleiben für die Gestaltung der anderen Lebensbereiche, auch Raum für Langeweile. Wir Eltern haben uns abgestimmt und mit dem jeweiligen Kind Ziele formuliert, die Absprachen wurden schriftlich festgehalten und per Unterschrift verbindlich gemacht. Unsere Kinder waren jeweils gefordert, Worte für das zu finden, was sie wünschen, und ich als Elternteil genauso. Diese Absprachen galten meist für ein Schulhalbjahr. Je smarter (spezifisch, messbar, akzeptierbar, realistisch, mit Termin) wir sie formulierten, umso reibungsärmer verlief die Umsetzung. Es ist frustrierend, dass dieses Thema ein ständiger Reibungspunkt ist: der Sog der Geräte, das Widerstreben des Jugendlichen, sich an das Abgestimmte zu halten, der Vergleich mit Freunden. Trotz allem freundliche Festigkeit zu wahren und zu vertrauen, dass der Einsatz sich lohnt, erlebe ich als nicht leicht. Ich merke, dass ich auch vor meiner Tür kehren muss. Meine Kinder beobachten meinen Umgang mit Medien genau und benennen, was sie sehen. Ich bin froh, dass ich mittlerweile am Ende dieser oft mühsamen Wegetappe bin. Die immer neuen Absprachen haben ein Bewusstsein gebildet für Werte und Einschätzungen auf beiden Seiten. Es wuchs die Bereitschaft, sich hinterfragen zu lassen. Meine Kinder zeigen mir hier und da, dass sie durchaus weniger Zeit mit Medien verbringen, als ich vermute. Das lässt mich hoffen, dass der Einsatz nicht vergebens war.
Matthias Casties, pädagogischer Mitarbeiter im Erfahrungsfeld und Schloss-Liturg.

Ich habe als Heranwachsende in einer Zeit, in der Medien noch nicht so sehr im Mittelpunkt standen, in diesem Bereich keine eigenen Kompetenzen entwickeln können. Nun sollen wir unsere Kinder im Umgang mit Smartphone & Co begleiten, und ich muss erst selber lernen, wie ein verantwortungsvoller Umgang damit gelingt. Wie können wir unsere Kinder für die echte Welt und die realen Abenteuer begeistern, wenn epische Schlachten oder die neuesten Stylingtipps nur einen Klick entfernt sind? Mit Verboten kommt man da nicht weit.
Mir ist wichtig, mit den Kindern im Gespräch zu bleiben. Sie müssen ein Gespür entwickeln für sich und für das, was ihnen gut tut bzw. auch schadet. Dabei brauchen sie unsere Begleitung, ähnlich wie beim Schwimmen lernen. Als unser Sohn frisch das „Seepferdchen“ im Schwimmbad abgelegt hatte, durfte er nicht am nächsten Tag durch eine Talsperre schwimmen, obwohl er sich ganz sicher war, dass er das kann. Dieses Begleiten und Begrenzen löst bei unseren Kindern nicht nur Begeisterung aus. Auch im Umgang mit den sozialen Netzwerken gibt es meist eine falsche Selbsteinschätzung. Wenn unsere Kinder versuchen, mit dieser Scheinwelt mitzuhalten, werden sie scheitern. Das mit anzusehen, tut mir in der Seele weh. Doch wir haben einen Gott, der intelligenter ist als jede Suchmaschine. Er versteht diese Generation und liebt sie aus tiefstem Herzen. Ich möchte unseren Kindern mitgeben, dass sie wertvoll und einmalig sind. Dafür brauchen sie überzeugende Vorbilder zuhause und darüber hinaus.
Marsha Nölling, Familienfrau, gehört zum OJC-Gottesdienstteam.

Die Frage nach der Nutzung von Smartphone und Tablet sorgt in unserer Familie für die meisten emotionalen Ausbrüche, für großen Frust, aber auch für Entspannung und Leichtigkeit. Wir sind zum Beispiel auf den zehnstündigen Autofahrten von Greifswald nach Reichelsheim unglaublich dankbar, dass es diese Geräte gibt. So ein Smartphone bietet tolle Möglichkeiten, und wir persönlich nutzen sie auch sehr gerne. Ich möchte nicht mehr darauf verzichten. Aber wir versuchen, unsere Kinder für die Gefahren zu sensibilisieren. Wir erklären ihnen, dass sie nicht immer den einfachsten Weg wählen sollen, wenn ihnen langweilig ist. Wir möchten, dass sie einen bewussten Umgang damit erlernen und verstehen, welches Suchtpotenzial sich darin verbirgt. Uns ist wichtig, dass sie wissen, dass nicht jeder im Netz ihr Bestes will, und sie lernen, Verantwortung zu übernehmen für sich und ihre Seele. Ich sage in diesem Zusammenhang oft: „Fülle dein Herz mit Gutem und Schönem!“ Wir versuchen immer wieder, uns für das, was sie im Netz machen, zu interessieren, wollen wissen, welche Apps und Spiele sie sich auf ihr Handy laden und natürlich gibt es Regeln und feste „Medienzeiten“. Aber, wer hätte das gedacht: Sie halten sich nicht immer daran. Dann ist einer meiner Lieblingssätze: „Ja, ihr habt nervige Eltern. Durch diesen Stress müssen wir jetzt durch. Ihr und wir gemeinsam.“ Die Regeln, die wir aufstellen, sollen ein Rankgerüst sein, aber da unsere Kinder zu der ersten digitalen Generation gehören, gibt es kaum Erfahrungen, auf die wir zurückgreifen können, und darum gehört für uns auch eine gute Portion Flexibilität dazu. Man könnte es auch Barmherzigkeit nennen. Ich glaube, auf diesem Gebiet sind wir alle Lernende – Eltern wie Kinder.
Carolin Schneider gehört zum Seelsorgeteam der OJC in Greifswald.

Mein Smartphone bedeutet für mich, immer erreichbar zu sein und mich mit meinen Freunden schnell austauschen zu können. Außerdem kann ich mich über wichtige Dinge informieren und in meiner Freizeit spielen. Meine Eltern haben meine Medienzeit begrenzt, womit ich oft nicht einverstanden bin. Später merke ich dann doch, dass es sinnvoll ist, weil ich oft die Zeit vergessen würde, die ich für andere Dinge brauche. Ich finde sogar, dass man mit dem Smartphone kreativ sein kann. Manchmal drehe ich z. B. mit meinem Freund kleine Filme und schneide diese anschließen. In meiner „ Tablet-Klasse“ nutzt jeder sein (privat gekauftes) Tablet als Ergänzung. Ich finde gut, dass ich damit schnell Sachen recherchieren kann. Außerdem können Lehrer uns online Lernmaterialien zur Verfügung stellen, und spezielle Apps machen den Unterricht abwechslungsreicher. Insgesamt finde ich es sehr gut, Smartphone und Tablet nutzen zu dürfen, auch wenn mich die Diskussionen darüber den einen oder anderen Nerv kosten.
Flinn Schneider ist 14 Jahre alt und der älteste Sohn von Carolin und Daniel.

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