Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen
- Gott selbst ist Gemeinschaft
- Wenn Glaube Vertrauen ist
- Gemeinschaft und Miteinander
- Ich habe das in meinem Leben oft erlebt
Ich komme ganz gut allein zurecht.
Ich bin nicht so der Gemeinschaftstyp.
Ich mag es, Zeit für mich zu haben: Allein etwas lesen, ein Fußballspiel anschauen oder innerlich ruhig werden bei einem Spaziergang in Gottes Schöpfung. Mein Glaube braucht Gemeinschaft.
Warum?
Gott selbst ist Gemeinschaft
Schon immer sind die Drei zusammen. Und Er wollte uns dabei haben. Jesus investierte seine Zeit nicht in eine Firma, sondern in die Beziehung mit zwölf Leuten. Er formte eine Gemeinschaft und ruft mich in seine Nachfolge, zu einem Leben als Kind des einen Vaters (Eph 4). Und ich merke: Da sind noch andere. Wer dem himmlischen Vater vertraut, hat automatisch eine Menge Geschwister.
Wenn Glaube Vertrauen ist
… und von der Beziehung lebt, dann braucht Glaube Gemeinschaft mit Gott, mit anderen und auch mit mir selbst. Das Letztere klingt vielleicht zuerst komisch, ich verstehe es so: Wenn das Leben nicht nur so durchrauscht, wenn ich bei mir bin und wenn ich auf mich selbst achte (1 Tim 4,16), dann bin ich auch offener für Gott.
Gemeinschaft und Miteinander
Das klingt theoretisch richtig und toll, aber im Leben ist das nicht immer einfach und will immer wieder durchrungen und durchdrungen werden. Wir Menschen sind soziale Wesen und zugleich tun wir uns schwer damit, verletzen einander.
Trotzdem halte ich fest, was ich biblisch und biografisch erkannt habe: Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen! Ich investiere in Beziehungen. Ich ziehe mich nicht dauerhaft zurück. Und wenn einige Momente Alleinsein im stressigen Familienalltag auch verlockend klingen, der einzige Mensch auf Erden möchte ich niemals sein.
Das Leben findet letztlich nur sinnvolle Erfüllung, wenn es in der Gemeinschaft ist. Die Hingabe und die Liebe zu Gott und zu Menschen – und auch zu mir selbst – geht am besten in Gemeinschaft. Sonst ist es vielleicht schön, bleibt aber leer. Das Evangelium ist die Überwindung der Distanz. Christus stiftet Verbundenheit und stärkt uns, das Anderssein der Anderen auszuhalten und zu umarmen. Gemeinde (Apg 2ff) ist die Antwort auf viele Probleme auch unserer Zeit.
Ich habe das in meinem Leben oft erlebt
In meiner Jugend waren Junge Gemeinde, Rüstzeiten und Freundschaften für meine Charakterbildung und meinen Glauben sehr wichtig. Ich bin oft abends mit Johannes im Dorf herumgelaufen. Wir haben uns über den Glauben unterhalten, uns gegenseitig ermutigt (1Thess 5,11) und anderen davon erzählt.
Seit 2007 bin ich mit Theresa glücklich verheiratet. Wir haben vier Kinder. Und diese geniale Gemeinschaftsidee Gottes brauche ich. Mein Glaube braucht die Erdung und Konkretisierung im Familienalltag.
Beim Theologiestudium in Leipzig war mir der Theokreis bedeutsam. In dieser selbstorganisierten studentischen Gemeinschaft haben wir gemeinsam über Theologie und Bibelverständnis gerungen und dabei die Frage bewegt: Wie passt das mit dem persönlichen Glauben zusammen? Wir haben in Zweierschaften füreinander gebetet, lernten gemeinsam für das Examen und sind bis heute in der Liemehna-Bruderschaft verbunden.
Später haben wir das kommunitäre Leben stärker kennengelernt: Ein halbes Jahr lebten und arbeiteten wir bei der Jesus-Bruderschaft in Volkenroda, einige Wochen auf dem Bruderhof in Darvell (England). Und dann – nach einigen Jahren im sächsischen Pfarrdienst mit vielen Erfahrungen von Gemeinschaft und Alleinsein – kam Gottes Ruf und unsere Entscheidung, nach Greifswald zu ziehen, um hier bei der OJC gemeinschaftlich zu leben: gemeinsam hören, miteinander beten, sich austauschen und zusammen arbeiten. Und bei alldem zu entdecken (nach Bonhoeffer): Der Christus im Gefährten ist stärker als der Christus im eigenen Herzen. Da hineinzuwachsen, half mir auch das katholische Männerprogramm Exodus90 (das vom bruderschaftlichen Austausch, Fürbitte und gegenseitigem Tragen lebt, Gal 6,2). Es hängt nicht alles an meinem individuellen Glauben. Der gemeinsam geglaubte Glaube – so wie beim Volk Israel oder beim „ganzen Haus“ (Apostelgeschichte) – entlastet mich und bindet mich ein.
Kurzfristig bin ich gern mal allein. Aber auf Dauer brauche ich das Gegenüber. Ich brauche das Eingebunden- und Zugehörigsein. Ich brauche das Einander-Schleifen (Spr 27,17), um nicht abzudriften. Ich brauche dringend die Präsenz und Begegnung Gottes in der Gemeinschaft (Mt 18,20).