Zur Zukunft der Kirche

Zur Zukunft der Kirche

Noch ein Buch zur Zukunft der Kirche? Braucht es das wirklich? – Ja, dieses schon! Denn Peter Zimmerling, Professor für Praktische Theologie in Leipzig, schreibt voller Hoffnung für eine Kirche, an der er nicht nur leidet, sondern die er auch liebt. In ihr ist er reich beschenkt worden, nicht zuletzt mit dem Glauben selbst. „Dankbarkeit“, so schreibt er, ist „die unerlässliche Voraussetzung für klare und ruhige Gedanken und für einen langen Atem“.

Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist der bleibende Auftrag der Kirche, das Evangelium zu verkündigen und Menschen in die Nachfolge Jesu zu rufen. Ist diese Grundlegung eindeutig, so eröffnen sich ungeahnte Spielräume für die Gestaltung der Kirche. In vielen Konkretionen aus Bibel, Kirchengeschichte und Gemeindeaufbau-Modellen werden sie entfaltet; hier schöpft der Autor aus dem reichen Schatz seines langjährigen Forschens. (Das Buch enthält übrigens auch ein Kapitel über die senfkorn.STADTteilMISSION in Gotha, in der Ute und Frank Paul (OJC) mitarbeiten. red)

Dabei geht es einerseits um das Kirche-Sein in der Welt und für die Welt, die gesellschaftliche Mitverantwortung; andererseits aber ebenso grundlegend um das Zeugnis von Christus für den einzelnen Menschen. Und dies ist heute nach wie vor höchst (existenz-)relevant. In unserer Zeit der „Tyrannei gelingenden Lebens“ bleibt die Botschaft von der voraussetzungslosen Annahme des Sünders ungebrochen aktuell. Der Autor hat recht, wenn er schreibt: „Es wird immer Menschen geben, die sich in ihrer Sehnsucht nach Neuanfang und Vergebung vom Evangelium ansprechen lassen.“

Für die Weitergabe dieses Evangeliums braucht es auch in Zukunft Menschen, die sich in den „Dienst für Gott“ nehmen lassen und braucht es Strukturen, die Kirche mehr „von unten nach oben“ gestalten und die Kirchengemeinden vor Ort personell und finanziell deutlich stärken.

Aufgabe solcher Kirchengemeinden ist besonders auch die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation; ohne Gemeinschaft in der Kirche ist dies im Grunde gar nicht möglich. Konvivenz ist die Grundlage geistlicher Arbeit.
Als Fachmann in Fragen der Spiritualität plädiert Zimmerling dafür, der Erfahrungsdimension für den Vollzug des Glaubens mehr Raum zu geben. Dazu, aber auch wie Kirchenräume zu Orten der Vergewisserung werden können, bringt er ermutigende Beispiele. Zimmerling betont die grundlegende Rolle der Bibel als Inspirationsquelle und Korrekturinstanz und plädiert für eine Erneuerung geistlicher Sprachfähigkeit.

Insgesamt: dieses Buch ist ein großer Wurf! Gründlich und kompakt, klar und mutig. Im Blick auf die Situation der Kirche keineswegs blauäugig und unrealistisch; aber dennoch voller Hoffnung: Christen, die mit dem Wirken Gottes rechnen, werden auch „morgen Kirche sein“.

Peter Zimmerling, Morgen Kirche sein. Gemeinde glauben, denken und gestalten, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2023, 211 S.

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