Beitragsbild zum Text: Mit coolen Leuten coole Dinge erleben von Anja Ascherl

Mit coolen Leuten coole Dinge erleben

Mein cooles FSJ in Reichelsheim

Nach der Schule wollte ich einfach ein Jahr was anderes machen. Weg von Zuhause mit coolen Leuten coole Dinge erleben. Wichtig war mir, dass das mit Gott in einem christlichen Umfeld passiert. Ich war schon ein paar Wochen in Reichelsheim, als ich erstmals ernsthaft vor die Frage gestellt wurde, was meine Ziele und Hoffnungen für das Jahr seien. Die obligatorische und niemals falsche Antwort ist natürlich: meinen Glauben stärken und Gott näher kommen. Doch beim Nachdenken wurden noch andere Themen sichtbar, besonders der Wunsch, selbstbewusster zu werden und meine Unsicherheit abzulegen.
Dazu musste ich mich erst mal damit auseinandersetzen, worüber ich mich definiere. Wer oder was entscheidet, wer und wie ich bin? Mir war immer sehr wichtig, wie die anderen mich sehen und was sie über mich denken. Ich war oft still, hab mich nicht getraut, mich zu zeigen. Ich hatte Sorge, die anderen könnten mich komisch finden. Aber weil ich still war, habe ich mich selbst unsichtbar gemacht und mich auch so gefühlt. Das hat mir zu schaffen gemacht.

In der Retraite hatten wir (FSJ-Frauen mit Begleiterinnen) ein paar Tage an einem ruhigen Ort nur für uns mit einem für uns wichtigen Thema. Es ging um die Frage: „Wer bin ich?“ Mir wurde besonders wichtig, dass Gott zu mir sagt: „Du bist meine geliebte Tochter“. Es ist egal, was die anderen über mich sagen. Ich lasse mich von Gott definieren und stelle ihn über alles andere. Das macht mich stark und die Worte anderer verletzen mich nicht so schnell. Dieser Satz hilft mir dabei und ich versuche, ihn mir immer wieder in Erinnerung zu rufen.

Was ich nicht erwartet hätte und was mir auch erst später klar wurde – in den folgenden Monaten habe ich mich tatsächlich verändert. Ich bin aus mir rausgegangen und habe Dinge getan, die mich herausgefordert haben. Das coole war, ich habe mich nicht nur getraut, es wurde auch gut, ich machte positive Erfahrungen!

Ich muss das nicht alleine tun

Vor Beginn des Jahres hatte ich mehrmals den Bibelvers „Wer an mich glaubt, von dem werden Ströme des lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7,38) bekommen. Ich habe ihn in das Jahr mitgenommen, um zu schauen, was daraus wird. Lange Zeit habe ich nicht darüber nachgedacht, wusste nicht so genau, was dieses Überfließen bedeutet. Ich bin nicht der Typ, der sich vor Menschenmassen stellt und von Gott erzählt. Beim Christival hatten wir die „Kleine Kirche“ in der Innenstadt von Karlsruhe als Versöhnungsweg mit vielen Stationen gestaltet und dazu eingeladen. Ich habe beim Lobpreis- und Verkündigungsteam mitgemacht und gemerkt, dass überfließen auch anders geht. Ich muss mich nicht allein irgendwo hinstellen und „missionieren“. Ich kann auch bei einer christlichen Veranstaltung dazu beitragen, dass Leute (auch wenn sie schon Christen sind) Gott näher kommen. In einer Gruppe ist man gestärkt, hat weniger Angst.

Eine weitere Situation, die mir gezeigt hat, was „überfließen“ bedeutet, war ein Abend beim Begegnungscamp in Ungarn. Jeder Teilnehmer hat an diesem Abend etwas Persönliches von sich erzählt. Es war zwar eine große Überwindung, aber letztendlich zählt, dass ich durch mein Erzählen vielleicht jemand anderen aus der Gruppe gestärkt habe. Sei es dadurch, dass ich mich getraut habe zu erzählen oder durch das, was ich erzählt habe.

Ich habe erkannt, dass ich selbst dafür verantwortlich bin, ob ich mich ausgrenze und unsichtbar mache oder nicht. Sehr geholfen haben mir auch die Mädels aus meiner WG, meine Mentorin und meine FSJ-Begleiter, die mir immer wieder gesagt haben, wie sie mich sehen. Mir Dinge zugetraut haben. Und mir geholfen haben, eine neue Sichtweise auf Dinge zu bekommen.

Was bleibt

Ich bin in diesem Jahr sehr viel selbstständiger und selbstbewusster geworden. Ich bin offener und mutiger im Kontakt mit Menschen. Klar fällt mir das immer noch schwer, aber ohne die Erfahrungen im FSJ wäre ich hier in Dresden, wo ich niemanden kannte, sehr verloren gewesen.

Wenn ich auf das Jahr zurückschaue, dann wünsche ich mir, ich hätte es mehr genossen. Der Alltag war oft so gefüllt, dass ich keine Lust auf irgendwelche Aktionen hatte. Jetzt, im Abstand, weiß ich, dass dieses Jahr ganz besonders war. Man sollte jeden Moment auskosten, denn es ist viel schneller vorbei als man denkt.

Was ich besonders mitnehme, sind die Freundschaften, die ich geschlossen habe, von denen ich weiß, dass sie bleiben. Es gibt Menschen, die ich sehr lieb gewonnen habe und mit denen ich noch viel Kontakt habe. Und das macht mich glücklich, denn das war auch ein Ziel, das ich mir für das Jahr gesetzt habe.

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