Die anderen: ganz real, ganz nah. Erfahrungen im internationalen Café mit Geflüchteten. Bild aus dem REZ beim Kaffee.

Die anderen: ganz real, ganz nah

Erfahrungen im internationalen Café mit Geflüchteten

Seit vier Jahren lädt die OJC mit dem „Runden Tisch für Internationale Verständigung“ donnerstags von 16.00 bis 18.00 Uhr ins Reichelsheimer Europäische Jugendzentrum zu einem offenen Café ein. Martin Boller, der bei uns ein freiwilliges soziales Jahr absolvierte, war bei den ersten Treffen dabei.
Ich bin selbst Ausländer, allerdings nicht vor einer bedrohlichen Situation nach Europa geflohen. Meine Reise aus den USA war nicht lebensgefährlich, und ich war mir nicht völlig ungewiss darüber, was mich erwartete. Wenn ich die Flüchtlinge donnerstags im Café treffe, scheint es oft, als kämen wir von unterschiedlichen Planeten! Wie soll ich aus meiner privilegierten Perspektive verstehen können, was diese Menschen bewog, alles, was ihr Leben war, hinter sich zu lassen und das Schicksal von Flüchtlingen auf sich zu nehmen? Aber – so frage ich mich auch –, dürfen diese Unterschiede trennend zwischen uns stehen? Paradoxerweise war es ausgerechnet eine mir völlig fremde Sitte, die uns verband. Wir saßen mit einer Gruppe Eritreer zusammen, die nach eritreischem Brauch süßen, schwarzen Kaffee zeremoniell vorbereitete und uns reichte. Wir genossen die Gemeinschaft. Überhaupt scheint mir Wertschätzung der „fremden“ Kultur ein Schlüssel zur Freundschaftstür zu sein. Beim Deutsch-Englisch-Kauderwelsch mit einem jungen Eritreer fielen mir Gemeinsamkeiten auf: Wir beide müssen erst Deutsch lernen und sind noch immer von der Komplexität der Sprache überwältigt. Wir haben beide viele Geschwister, Cousins, Cousinen und Freunde. Wir beide haben Spaß am Spielen. Beim Tischkicker Seite an Seite, bei dem wir uns nach jedem Tor ein High-Five gaben und über jedes Gegentor schimpften, fühlt es sich an, als kenne ich ihn schon lange – wie einen guten Freund.

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