Eine Abendmahlfeier in kleiner Runde.

Kommunizieren per Brot

Was mir unser Abendmahl bedeutet

Auch wenn ich teilweise landeskirchlich geprägt bin und mittlerweile wieder eine landeskirchliche Gemeinde besuche, würde ich sagen, dass ich von Herzen Freikirchlerin bin. Zum Abendmahl habe ich aber weder hier noch dort einen Zugang bekommen; es war für mich eine Art Gedenkfeier. Der Gottesdienst zog sich dadurch in die Länge, es hatte meist eine bedrückende Stimmung, kleingeschnittene Toastbrotwürfel oder trockene Oblaten und Traubensaft, wahlweise im großen Gemeinschaftskelch oder in kleinen „Schnapskelchen“, wurden gereicht. Das Erbaulichste war für mich die verlängerte Lobpreiszeit mit der Band im Hintergrund. Mir hätte das als Erinnerung gereicht, dass Jesus für mich gestorben war.

Das erste wirklich eindrückliche Abendmahl erlebte ich als Studentin auf einer unserer selbst organisierten Freizeiten. Wir feierten es mit einem richtigen Laib (Bauern)-Brot. Als dieser nach der Feier als kaputter, zerrupfter Rest auf dem Altar lag, machte es bei mir Klick. Er war gebrochen – und zwar für mich und wegen mir. Von diesem gebrochenen Laib trage ich jetzt ein Stück in mir, das mich nährt. Das wurde mir zum ersten Mal bewusst. Als ich dann Jahre später in die OJC kam, brauchte ich ein paar Wochen, bis ich mich auf das Abendmahl einlassen konnte. Es gab keinen „Wow“-Moment, aber nach und nach hat sich mir im Abendmahlsgottesdienst durch die Liturgie selbst und die wenigen Worte erklärt, was wir da eigentlich feiern. Und dass es weit mehr ist als eine Gedenkfeier: Jesus ist als der Gekreuzigte und Auferstandene gegenwärtig und ich darf IHN selbst in Brot und Wein immer und immer wieder empfangen und damit alles bekommen, was ich für mein Leben brauche.

Das Empfangen von Brot und Wein stellt für mich den Höhepunkt des Mahls dar, daneben gibt es vier weitere Elemente, die mir in unserer Abendmahlsfeier besonders viel bedeuten:

Eine Liturgie, die immer gleich ist,

bleibt gleich, so wie Gott gleich bleibt – gestern, heute und auch morgen. Darauf kann ich mich verlassen, und die Liturgie führt mich ganz sicher zu meinem Herrn. Auch an Tagen, an denen ich selbst gar nicht richtig gehen kann. Ich genieße es regelrecht, mich von der Liturgie mitnehmen und tragen zu lassen. Die Gebete, Lieder und Texte sind nicht jedes Mal anders und müssen es auch nicht sein. Sie sind da, sie wurden schon viele Male gebetet und werden auch künftig noch viele Male gebetet werden. Das erinnert mich daran, dass Gott der ist, der da ist, der da war und der da sein wird.

Der Zuspruch der Vergebung,

besonders für die vielen unbedacht ausgesprochenen Worte oder die unguten Gedanken gegenüber einem meiner Kinder, meinem Mann oder den Menschen um mich herum. Ich sehne mich nach diesem Zuspruch der Vergebung für die vielen Kleinigkeiten, die ich gar nicht alle aufzählen könnte, die aber doch Beziehung zerstören. Und ich bin so dankbar, dass Jesus immer wieder mit mir neu anfängt.

Der Friedensgruß bedeutet mir viel,

ihn an die Menschen weiterzugeben, die eben meine Nächsten sind. In unserer kleinen Runde in Greifswald sind das alle, die zum Haus gehören. Und ich wünsche ihnen nicht nur meinen Frieden, sondern den Frieden Gottes, der viel größer ist als mein Wohlwollen und der auch größer ist als mein innerer Groll oder mein Konflikt mit ihnen. Ich stelle mich und den anderen unter die Macht des Friedens, die uns einander in einem neuen Licht sehen lässt.

Das dreimalige „Heilig“,

das wir mit allen Engeln und den himmlischen Heerscharen singen. Ich stelle mir vor, dass auch die, die uns schon in den Himmel vorausgegangen sind, mitsingen. Als mein Vater vor zwei Jahren starb, bin ich von der OJC-Retraite aus direkt zu ihm ins Krankenhaus gefahren mit einem inneren Bild, das einer der Gefährten für mich hatte: Es gibt eine lange gedeckte Tafel, die von der Erde durch ein offenes Tor bis in die Ewigkeit reicht. Wir sitzen auf der einen Seite des Tisches, und auf der anderen Seite sitzen viele, die lachen und jubeln und feiern. Im Krankenhaus haben wir gemeinsam Abendmahl gefeiert, und dieses Stück Brot und dieser Schluck Wein waren das letzte, was mein Papa zu sich genommen hat, bevor er gestorben ist – sie haben ihm bis in den Himmel gereicht. Er hat die Seite des Tisches gewechselt, aber der Tisch ist der gleiche geblieben und auch die Nahrung ist die gleiche.

Seither kommt mir beim Abendmahl der Himmel ganz nah und ich freue mich, dass wir hier und die anderen dort alle an diesem einen ewigen Tisch sitzen, an ihm unseren Platz und unser Zuhause haben.

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